Drei Möglichkeiten gibt es, das Leben von Henry Sy zu lesen: als aktuelle, alle zwei Tage neu erscheinende Statusmeldung, in der Fotogalerie oder eben chronologisch in der Zeitleiste. Bei letzterem verlieren sich die Roten Fäden, in der Statusmeldung entstehen größere zeitliche Lücken, allein die Fotogalerie leistet vielleicht das, was ein Roman leisten könnte. So setzt jedes Lesen die Geschichte anders zusammen. Wie allerdings, davon habe ich nur eine ungefähre Vorstellung.
Deshalb kann ich nur vermuten. Verliert sich der Zusammenhang, wenn die Splitter in 2-Tages-Abständen erscheinen? Sind die Episoden zu lang? (Beispielsweise sagt eine Studie: Bilder, Foto-Galerien und Umfragen funktionieren prinzipiell gut, während lange Texte über drei Zeilen, Links zu anderen Seiten und Videos die „Viralität“ senken.) Steht die Sprache nicht im Gegensatz zu dem, was sonst auf Facebook stattfindet, was auch das Prinzip der Kommunikation in sozialen Netzwerken ist?
Wahrscheinlich könnte ich momentan alle drei Fragen mit Ja beantworten. Und entgegnen, dass Zeitintervall, Episodenlänge und Sprache in genau dieser Form Konzept ist. Und dies grundlegend zu ändern, hätte etwas zu Folge, was nicht meiner Absicht entspricht.
Trotzdem sind da natürlich Gedanken. Auch als Reaktion auf Reaktionen. „Zu lang“ habe ich schon gehört. Als Folge habe ich einige Splitter geschrieben, die weggehen vom ursprünglichen 1 1/2 A4-Seiten-Umfang und deutlich kürzer sind. Wobei ich auch feststelle, dass ich kein Freund bin von einer Raymond-Carver-ähnlichen Verknappung. Ich glaube schon, dass Beschreibungen von Orten, Stimmungen, Gesichtern, Bekleidung und Wetter durchaus helfen können, eine Atmosphäre zu etablieren. Eine reine Reduktion auf Aktionen, der Verzicht auf Adjektive, die Furcht vor Metaphern finde ich gerade nicht hilfreich.
Vermische ich da etwas? Vermutlich. Das ist ja auch ein Ziel. Miteinander mischen, was vielleicht nicht zusammengehört. Selbst auf die Gefahr an, dass sich das dann deplatziert anfühlt. Vielleicht gerade dann. Die nächste Aufgabe soll sein, jetzt, nach einem ersten Drittel, Störungen einzubauen, die das einmal etablierte Konstrukt ins Wanken bringen.